Dienstag, 30. Oktober 2012

Digitale Experimente


Bild 1: Steine und Wasser im Bavonatal, Wischtechnik. 



Bild 2: Buschinsel im Bavonatal, Wischtechnik.


Bild 3: Wasserfall von Foroglio, Schattenaufnahme,
nachträgliche Farbverschiebung.


Bild 4: Waldaufnahme aus dem Bavonatal,
"Wanderertechnik", leichte Farbverschiebung  


Bild 5: Bruchwald im Wettenberger Ried,
"Wanderertechnik", starke Farbverschiebung

Bild 6: Waldweg durch das Wettenberger Ried,
"Wanderertechnik", mäßige Farbverschiebung

Bild 7: Baum im Bruchwald, Wettenberger Ried,
"Wanderertechnik", mäßige Farbverschiebung


Bild 8: Bergwald im Maggiatal, Kombination
einer Wischaufnahme mit einer scharfen Aufnahme

Bild 9: Waldweg unterhalb Foroglio, Bavonatal,
"Wanderertechnik" bei Halbschatten

Bild 10: Waldweg unterhalb Foroglio, Bavonatal,
"Wanderertechnik" bei Schatten, 
Farbverschiebung nach Blau


Bild 11: Bergwald oberhalb Foroglio, Bavonatal,
Wischtechnik mit Zickzackbewegungen,
 Farbverschiebung nach Grün


Bild 12: Steine und Wasser im Bavonatal,
Wischtechnik von unten links nach oben rechts


 Bild 13: Ausschnitt aus Bild 12



Bild 14: Ast in einem Nebenfluss der Maggia,
Wischtechnik


Bild 15: Wie Bild 14, anderer Ausschnitt.




Bild 16: Bergwald bei Foroglio,
Klassische Wischtechnik ohne Stativ



Bild 17: Wasser im Bavonatal,
starker Wischeffekt


Bild 18: Wasser im Bavonatal,
schwacher Wischeffekt


Bild 19: Segelfalter über mediterranem Bergwald,
Kombinationstechnik



Bild 20: Bergwald im Maggiatal,
Wischtechnik


Bild 21: Wald unterhalb Foroglio, Bavonatal,
"Wanderertechnik", High Key


Bild 22: Wald unterhalb Foroglio,
"Wanderertechnik", High Key


Bild 23: Bergwald oberhalb Foroglio,
Wischtechnik, SW-Transformation


Bild 24: Wasser oberhalb des Foroglio-Wasserfalls,
Wischtechnik aus der Hand, Farbverschiebung


Bild 25: wie Bild 24, anderer Ausschnitt


Bild 26: Nebelstimmung im Wurzacher Ried,
vgl. Text, Farbverschiebung


Bild 27: Bachlauf im Wurzacher Ried,
im Hintergund ist ein Nebenfoto eingeblendet


Bild 28: Sumpfschrecke im Wurzacher Ried,
Kombinationstechnik 

Montag, 15. Oktober 2012

Panik!



Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit Freunden im Restaurant. Sie fühlen sich wunderbar, unterhalten sich über Liebe, Träume, Politik. Ein Scherz jagt den nächsten. Sie erzählen einander Witze und genießen ein deftiges Rinderfilet. Bei einem Glas Rotwein lockert die Stimmung auf. Erinnerungen an lustige Anekdoten werden wach. Ihr Bauch spannt vom Essen. Ein trautes Gefühl der Freundschaft liegt in der Luft. Abende wie dieser entlohnen Sie für Ihren Alltag, stärken Ihre Gesundheit und füllen Ihre Akkus mit frischen Energiereserven. Was sollte Ihnen jetzt noch passieren? Was könnte Ihr Glück stören, Ihre gute Stimmung trüben? Sie lehnen sich zurück, breiten Ihre Arme aus und fühlen sich eins mit dem Universum. Weil Sie gerne Menschen beobachten, haben Sie eine Sitzposition gewählt, von der aus Sie die ganze Gaststätte überblicken. So dürfte das Leben immer weitergehen. Aber dann, in einem Moment der Ernüchterung, bricht Ihre Welt  zusammen. 
   Am nächsten Tag sind Sie krank. Eine grausige Erinnerung beschäftigt Sie. Das, was Sie im Restaurant erlebt haben, möchten Sie nie wieder erleben. Plötzlich fühlten Sie sich hundeelend und mussten das Lokal verlassen. Sie wollen gar nicht darüber nachdenken, was Ihre Freunde hinter Ihrem Rücken redeten. Schließlich wissen Sie, welche Vorbehalte Ihre Zustände auslösen können. Als noch keiner ahnte, was mit Ihnen los ist, hat man Sie manchmal ins Krankenhaus gefahren, wenn es Ihnen schlecht ging. Nie konnten Sie beschreiben, was in solchen Momenten mit Ihnen geschah. Sie wussten nur, dass Sie plötzlich bleich wurden, dass ihre Schultern sich verkrampften und Sie meinten, Ihnen platze der Schädel. Wenn Ihre Ärzte danach  fragten, sagten Sie, Ihnen sei schwindlig geworden. Aber Schwindel war das falsche Wort dafür. Ihnen war nicht schwindlig, vielmehr spürten Sie in einem Moment der inneren Einkehr die ganze Tragik Ihrer Vergänglichkeit über sich herein brechen. Während solcher Augenblicke waren Sie fest davon überzeugt, dass Sie die nächsten Stunden nicht überleben würden. 

   Das, was Sie im Restaurant geplagt hat, war eine Panikattacke. Sie müssen sich damit abfinden, dass sich kein gesunder Mensch etwas darunter vorstellen kann. Dennoch prägt Ihre Krankheit Ihr Leben und kann Sie wochenlang außer Gefecht setzen. Angstattacken sind wie ein Fegefeuer, das den Betroffenen die Furcht vor der Hölle lehrt. Zuweilen fühlen Sie sich wie ein Unfallopfer, das nur knapp dem Tode entronnen ist, aber dennoch Autofahren muss. Sie wollen Ihren Körper nicht länger benutzen, aber Ihnen bleibt nichts anderes übrig, weil Sie trotzdem am Leben hängen. Psychologen sagen, das sei die Angst vor der Angst, die manche Patienten beinahe in den Wahnsinn treibt. Sie kann unerträglich lange anhalten und jeden Aspekt Ihres Lebens beeinflussen. In den Angstphasen stopfen Sie sich mit Medikamenten voll, bis Sie wieder alltagstauglich sind. Nichts fürchten Sie mehr als längere Krankheitsperioden, die Ihnen alle Zuversicht auf Besserung rauben. Am liebsten würden Sie einfach nur ganz normal „funktionieren“, jeden Tag arbeiten und ein unauffälliges Dasein fristen. Sie wissen aber, dass sich diese Sehnsucht nach Normalität wohl nie erfüllen wird. 
   Obwohl Sie Ihre Symptome nur körperlich empfinden, ist Ihnen klar, dass Sie anders ticken, als die meisten Menschen. Was Sie von den anderen unterscheidet, ist Ihr Bewusstsein für die eigene Sterblichkeit. Sie fühlen ganz genau, was es bedeutet, dass Ihr Leben eines Tages ein Ende haben wird. Deshalb wachen Sie ab und zu auf und nehmen Ihre Existenz genauer unter die Lupe. Im Religionsunterricht haben Sie einmal ein Bild über Ihren Umgang mit dem Tod zeichnen müssen. Nie werden Sie vergessen, wie  schockiert Ihre Lehrerin darauf reagiert hat. In einer ungekünstelten Skizze entblößten Sie die ganze Tragik unserer Existenz. Dabei war Ihr Bild weder schön noch künstlerisch wertvoll. Vielmehr handelte es  sich schlicht um ein Blatt Papier voller Kreuze, die sich auf der einen Seite konzentrierten und auf der anderen Seite ausdünnten. Zwischen die Kreuze zeichneten Sie einen Pfeil, der sich durch die freien Räume schlängelte, bis er im dichteren Teil der Grafik „stecken blieb“. Als Ihre Lehrerin nachhakte, erklärten Sie ihr, die Kreuze stünden für die unzähligen Möglichkeiten des Sterbens. Man weiche diesen Möglichkeiten ein Leben lang aus, aber am Ende konzentrierten sie sich derart, dass niemand seinem Schicksal entrinnen könne. Darum stünden am Anfang nur wenige Kreuze, gegen Ende aber viele. 
   Inzwischen haben Sie sich daran gewöhnt, dass Sie das Sterben immer wieder als Übung praktizieren müssen. An was Sie sich allerdings nie gewöhnen werden, ist das Misstrauen, das Ihnen entgegenschlägt, wenn Sie wegen Ihrer Attacken krankheitsbedingt ausfallen. Eine Neurose ist eben kein Beinbruch, den man von außen sehen kann. Deshalb haben Sie nach modernen Maßstäben auch kein Mitleid verdient, sondern stehen ständig unter dem Verdacht der Drückebergerei. Ihre Kollegen halten Sie für einen arbeitsscheuen Zeitgenossen. Man munkelt, dass Sie Ihre Neurosen nur vorschieben, um auf Staatskosten Urlaub zu machen. Von Zeit zu Zeit wünschen Sie den Lästerern, Ihre Krankheit träfe sie einmal selber. Denn Panikattacken sind zwar nicht besonders gefährlich, aber sie bringen einen Leidensdruck mit sich, der alles in den Schatten stellt, was Sie kennen - und das ist einiges, wenn man bedenkt, dass Sie schon Erfahrungen mit Migräne, Knochenbrüchen und schwierigen Zahnbehandlungen gesammelt haben. 

   Als Sie noch keine sechs Jahre alt waren, lagen Sie monatelang im Bett und haben nacheinander Masern, Windpocken und eine Grippe durchgestanden. Sie erinnern sich noch an die Nacht, in der Ihre Mutter leise schluchzend neben Ihrem Bett saß. Der Arzt hatte ihr erklärt, dass Sie durch Ihre Krankheit stark dehydriert seien und möglicherweise sterben würden. Alles hänge von den nächsten Tagen und Nächten ab. Sie wurden künstlich ernährt, weil Sie keinen Bissen mehr herunterbrachten. Die Sorge Ihrer Mutter war fast schon physisch greifbar. Sie spielten damals den Schlafenden, nahmen Ihre Kraft zusammen und konzentrierten sich auf die Heilung. Seitdem stehen Sie mit dem Tod auf Du und Du. Er brannte Ihnen sein Zeichen in den Leib, damit Sie ihn nie vergessen. Danach haben Sie einen prügelnden Vater, mehrere gefährliche Unfälle und sogar einen zweiminütigen Herzstillstand überlebt. Entgegen dem Volksmund stärkten Sie diese Erfahrungen aber nicht, sondern sie machten Sie nur schwächer. Sie könnten gut auf Ihre Vergangenheit verzichten, wenn man Sie ließe. Der Mensch ist jedoch nur die Summe seiner Erfahrungen, und Sie wissen, dass Sie ein Anderer wären, wenn Sie Ihre Erlebnisse nicht geprägt hätten. 
   Spüren Sie, wohin Sie Ihre Gedanken treiben? Es ist  wieder so weit. Sie haben in Ihrem Gehirn Staub aufgewirbelt. Jetzt bemerken Sie einen sanften Schmerz im Kiefer und ihre Backen fühlen sich pelzig an. Wenn Sie sich zurücklehnen und eine Pause machen, haben Sie vielleicht noch eine Chance. Aber dazu fehlt Ihnen die Zeit, weil Sie beim Arbeiten sind. Mit ein bisschen weniger Kundenverkehr könnte vielleicht alles gut gehen. In der Hoffnung auf Besserung verkriechen Sie sich auf die Toilette. Als Sie die Türschwelle überschritten haben, lassen Sie Ihre Maske fallen. Sie treten in die Kabine, schließen hinter sich ab und massieren Ihre Schläfen. Hoffentlich hat niemand etwas bemerkt. Nun haben Sie die Ruhe, die Sie suchten. Doch beim Gedanken an Ihre Arbeit wird Ihnen heiß und kalt. Sie beruhigen sich, indem Sie im Geiste zwischen den Fliesen Linien und Striche  zeichnen. Was anderen seltsam erschiene, ist ein beständiger Teil Ihres Alltags. Manchmal fahren Sie die Fugen sogar mit dem Finger nach. Solche Methoden beruhigen Sie und lenken Ihre Gedanken in eine harmlosere Richtung. Am Ende werden Sie die Toilette wieder verlassen und zur Tarnung die Spülung betätigen. Bevor Sie das tun, balgen Sie eine Tavor Expidet 1,0 in Ihren Handflächen und denken darüber nach, ob Sie die Pille schlucken sollen. Sie entscheiden sich zunächst dagegen. 

   Bei Ihrer Rückkehr ins Büro stellen Sie fest, dass schon ein Kunde wartet. Sie kennen ihn. Eine dunkle Vorahnung übermannt Sie. Warum haben Sie nur auf die Pille verzichtet? Sie ringen sich ein freundliches Lächeln ab, halten dem Kunden die Tür auf und bieten ihm einen Platz an. Er setzt sich und fängt wie üblich an, Sie zu beschimpfen. Spürt er etwa Ihre Schwäche? Sie versuchen den Mann zu beobachten, aber Ihr Körper lässt das nicht zu. Wären Sie gesund, würde er nach wenigen Minuten wie ein geschlagener Hund aus Ihrem Büro marschieren. Aber Sie sind nicht gesund, vielmehr müssen Sie sich ganz auf Ihre Haltung konzentrieren. Der Wichtigtuer im Polstersessel ahnt gar nicht, wie wenig Sie sich mit ihm beschäftigen. Sie haben den Eindruck er verschwände hinter einer milchig weißen Wolke, die  von Ihrem Kopf aus in den Raum dampft. Vor Ihren Augen scheint die Luft zu flimmern, während der Druck im Gehirn stetig ansteigt. Sie meinen unter Ihrer Schädeldecke blase sich ein riesiger Ballon auf, der Ihnen alle Wärme aus dem Körper sauge. Nervös reiben Sie sich mit ihren Hand über die Stirn. Ihre Fingerkuppen sind eiskalt und feucht wie eine Hundeschnauze.
Sie haben den Eindruck, eine Flüssigkeit rinne Ihnen von der Stirn aus in den Oberkörper. Sie ziehen die Schultern hoch als wollten Sie die Flüssigkeit zurückpumpen. Aber Ihr Zustand wird dadurch nicht besser, sondern er verschlechtert sich. All Ihre Sinne blicken nun angespannt nach innen, weil Sie voraus ahnen, was als nächstes geschehen wird. Sie fühlen sich wie eine Antilope, die sich nach einer Hetzjagd im Schatten einer Akazie versteckt. Ihr Puls rast wie eine Dampflokomotive, Ihre Halsschlagader pocht unerträglich. Mit all Ihrer Kraft konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Symptome in den Griff zu bekommen. Sie wollen keine Schwäche zeigen, kein Mitleid beschwören, nicht zusammenbrechen. Aber dann, von einem Moment zum andern, fühlen Sie sich, als stürzten Sie in eine tiefe Schlucht. Sie durchleben dieses Gefühl rein körperlich, während Sie in der wirklichen Welt fest in Ihrem Bürosessel sitzen. Ihre Beine drücken gegen den Boden, als hingen schwere Bleigewichte daran. Dann schießt ihr Blut ins Hirn und löst dort eine Lawine von Panikreaktionen aus. Ihr Kunde verliert mehr und mehr an Bedeutung. Ein Gewitter der Angst treibt Blitze durch Ihren Verstand, zeichnet gelbe Funken auf Ihre Netzhaut. Sie winden sich aus dem Stuhl, greifen sich mit der Hand an die Stirn. Als der Mann gegenüber Ihnen einen fragenden Blick zuwirft, winken Sie ab, als wollten Sie eine Fliege verscheuchen. In gebückter Haltung schwanken Sie aus dem Büro und eilen in Richtung Toilette. Auf dem Gang begegnet Ihnen eine Kollegin, die Sie wissend anschaut. Gleich darauf wird Sie unter den Schreibkräften Ihr Gift versprühen. Aber das stört Sie nicht, weil Sie gerade buchstäblich um Ihr Überleben kämpfen. 

   Kaum fällt die Toilettentür hinter Ihnen zu, kramen Sie hektisch die Tavor Expidet 1,0 aus Ihrem Geldbeutel. Zitternd schieben Sie sich das Plättchen in den Mund. Sie betrachten sich im Spiegel und fragen sich, was geschehen musste, dass Sie so geworden sind. Panisch verziehen Sie sich in eine der Kabinen. Dort werden Sie ungefähr zehn Minuten ausharren. Wenn Sie Glück haben, spüren Sie bis dahin eine Wirkung und können sich wieder an Ihren Arbeitsplatz begeben. Erfahrungsgemäß dauert es allerdings mindestens eine Dreiviertelstunde, bis die Symptome ernsthaft nachlassen. Sie sind darin geübt, die halbe Stunde zwischen Wirkungseintritt und voller Wirkung zu überbrücken. Schließlich gewöhnt sich der Mensch beinahe an alles, und allein das Wissen um die baldige Linderung genügt, damit Sie wieder einigermaßen funktionieren. Bei Ihrer Rückkehr werden Sie versuchen, Ihren Kunden mit einem Lächeln zu begrüßen. Dann werden Sie ihn reden und schimpfen lassen, bis es ihm wieder einigermaßen gut geht. Die Tavor wird Ihnen dabei helfen, den Mann nicht als das wahrzunehmen, was er wirklich ist: Ein überkandidelter Emporkömmling, der Ihnen mit seiner Selbstüberschätzung auf die Nerven geht. Wie oft hat Ihnen Ihr Psychiater schon gesagt, Ihre Probleme hätten viel mit innerer Wut zu tun? Aber wie sollte man nicht wütend sein, wenn man seine Zeit mit solchen Menschen verbringen muss? Sie lächeln in sich hinein, gehen zurück ins  Büro und treten demütig durch die Tür. Dann suchen Sie sich eine passende Ausrede und hören sich das Gequatsche Ihres Kunden zu Ende an. Man warnte Sie oft vor Benzodiazepinen wie Tavor. Aber diese Medikamente geben Ihnen die Kraft, weiterhin im Strom zu treiben. So können Sie die Welt für krank halten und dennoch an ihr teilhaben. Alle sind glücklich, der Leistungsgesellschaft ist Genüge getan, das Spiel geht unerkannt weiter. 

   Nun dürfen Sie sich zurücklehnen. Entfliehen Sie wieder in Ihre heile Welt! Wenn Sie sich nicht ganz verschlossen haben, lernten Sie vielleicht gerade ein Stück von Ihrer Zukunft kennen. Denn Panikattacken sind nichts anderes als Vorübungen für den Moment des Todes, den jedes Lebewesen am Ende ertragen muss. Menschen mit Neurosen sind wie Fische, die so nah an den Strand schwimmen, dass sie meinen, sie müssten auf dem heißen Sand ersticken. Obwohl sie Ihre Probleme vor allem körperlich wahrnehmen, sind es psychische Abweichungen, die sie in Ihre Krankheit treiben. Sie sehnen sich nach einer besseren Welt, haben aber nicht den Mut, etwas zur Veränderung beizutragen. Das ist ein Schicksal, dass nicht jeder teilen mag. Deshalb ist es für Gesunde womöglich das Beste, sich nicht näher mit dem Weltbild von Neurotikern zu beschäftigen. Vielleicht haben psychosomatische Erkrankungen in den letzten Jahren aber auch deshalb so zugenommen, weil Naturwissenschaften die moderne Welt mehr und mehr entzaubern. So bleibt vielen Menschen der Trost des ewigen Lebens verschlossen und die wenigen, die Ihre Sterblichkeit erkennen, verfallen darüber in Verzweiflung. Als Kenner der Situation dürfen Sie sich gerne ein eigenes Bild machen. Vergessen Sie aber nicht, dass Neurotiker Menschen mit ganz normalen Zielen sind, die sich manchmal nur selber im Wege stehen. Das ist eine Erkenntnis, die Sie mitnehmen sollten. Vielleicht bewahrt Sie das einmal vor voreiligen Schlüssen.